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- ...das
vierte Jahr...
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- Der letzte Brief liegt noch nicht lange zurück, und schon können wir von weiteren aktuellen Ereignissen berichten.
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Da mit der letzten Keniareise ja feststand, dass ein Kindergartenhaus aus Stein gebaut werden soll, hieß es jetzt dafür zu sorgen, dass aus dem Vorhaben auch
die Umsetzung folgen konnte.
Die Vereinsmitglieder mussten nun über Finanzmittel, Bauunternehmen, Umsetzung und Überwachung vor Ort entscheiden. Mit diesen Entscheidungen ausgerüstet, fand ein Gründungsmitglied auf Bitten aller bereit, nach Kenia zu fliegen, um unser
Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Und nachdem alles in seiner Firma für 3 Wochen Abwesenheit organisiert war, ging es dann auch
ziemlich schnell los. Am 24. Juni 2006 kehrte er erschöpft, aber erfolgreich zurück.
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- Hier nun ein Abriss der Ereignisse:
- Auf "unserem" Grundstück
strahlte ihm ein blendend weiß gestrichenes neues Toilettenhaus
(1 Toilette) aus Stein entgegen. Das hatte also geklappt. Die
Kinder lernen fleißig in ihrer "neuen"
Übergangs-Unterkunft und sind gesund und munter. Die Aussicht,
bald ein eigenes Stein-Kindergartenhaus auf eigenem Grund zu haben
verbunden mit der Sicherheit, nie mehr umgesiedelt zu werden,
scheint alle euphorisch zu stimmen. Auch die Eltern tragen bereits
ihren Teil zur Pflege des Grundstücks bei.
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- Nach der Abreise Freitagnacht von
Frankfurt mit ersten von Deutschland aus gemachten Terminen zur
optimalen Zeitnutzung im Gepäck, hieß es dann bereits
Samstagmittag gegen 14:00 Uhr erstes Brainstorming vor Ort. Montag
schon fand dann der Verhandlungstermin mit dem Bauunternehmen
statt. Der Verein hatte sich nach vorliegenden
Kostenvoranschlägen für ein Bauunternehmen entschieden, das
bereits 3 Kindergartenhäuser gebaut hat und im Preis im
Mittelfeld lag. Nach zähen stundenlangen Verhandlungen und vielen
Stoßgebeten erhielt ich Montagnacht von meinem Mann eine SMS:
Bauvertrag wird morgen ausgearbeitet. Bravo, klasse!!!! Am
liebsten hätte ich gleich viele Leute angerufen, doch es war
schon nach Mitternacht.
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- Obwohl der Bauplan auf Grund von
Änderungen und Auflagen Seitens der Regierung noch einmal neu
gezeichnet werden musste, sollte sofort mit dem Bau begonnen
werden. Und damit begann die Odyssee durch die Kenianischen
Behörden. Wer in Deutschland auf die Bürokratie schimpft, dem
würden hier gänzlich die Worte fehlen. Eine Idee von uns war
z.B., dass unsere Kinder gemeinschaftlich die Eingangstore bunt
anmalen: Verboten in Kenia, Kinderarbeit!! Und das Arbeiten mit
Lackfarben?? - viel zu gefährlich. Eine neue Verordnung sieht
z.B. auch vor, dass 16 Kinder mindestens je 3 Toiletten für Jungs
und Mädchen brauchen. Normalerweise ja okay, aber in einem sog.
Dritte-Welt-Land, wo Kinder im Straßengraben verhungern, sich
prostituieren, kein Geld für Schulbildung vorhanden ist und ganze
Dörfer nur eine provisorische Toilette haben, steht man nur mit
offenen Mund sprachlos da...
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- Mit der Baugenehmigung sieht das
nicht anders aus. Um diese zu erhalten, braucht man normalerweise
3 bis 6 Monate. Wir konnten aber die 3 benötigten Stempel, von 3
verschiedenen Behörden, in 3 verschiedenen Orten (hunderte von
Kilometer voneinander entfernt - keine Autobahn) innerhalb von 18
Tagen unser Eigen nennen. Nicht zuletzt viele begleitende Gedanken
von Zuhause und Anpassung an die örtlichen Gepflogenheiten
öffneten uns dafür die Türen. Nun stand dem Bau nichts mehr im
Wege.
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- Der Bauunternehmer hielt Wort und
schon einen Tag nach Vertragsabschluss waren täglich bis zu 45
Bauarbeiter im Einsatz. Die Arbeit auf dem Korallenboden wird mit
bloßer Muskelkraft und nur mit Eisenstangen und Vorschlaghämmern
bewältigt. LKW, die so zwischendurch immer wieder fahrtüchtig
gemacht wurden, rollten mit Steinen an, und Wasserträger standen
mit ihren Karren Schlange, um Süßwasser für den Mörtel und
Beton zu liefern. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen. Auch
Joshua war täglich im für ihn ungewohnten 12 bis 14
Std. Dauereinsatz und begleitete meinen Mann oft zu Gesprächen,
zur Baustelle und zu Behörden. Leider wurden die Bauarbeiten
durch die Regenzeit erschwert und mussten zeitweilig wegen
sintflutartiger Regenfälle ganz eingestellt werden.
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- Bei all dem Stress gab es aber auch
schöne Momente im Kreis der Kinder. Mein Mann besuchte z.B. nach
Absprache mit der nach wie vor tollen und engagierten Lehrerin
Miriam mit unserer Hündin (Schäferhund/Dobermann-Mischung)
"Mira" den Kindergarten. So konnten viele Kinder das
erste Mal einen Hund streicheln. Dieses Erlebnis nahm die Lehrerin
dann auch gleich zum Anlass für eine Unterrichtsstunde über
Haustiere.
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- Ebenfalls schön aber auch
bedrückend waren die Hausbesuche, die mein Mann gemeinsam mit
Joshua bei 22 von unseren Kindern machen konnte. Die Wohnhütten,
aus Stroh und Lehm, oft nicht größer als 8 m², notdürftig mit
Plastik und Makuti gedeckt, häufig ohne Fenster, immer ohne Strom
und Wasser, sind das Zuhause für die Eltern und oft bis zu 9
Kinder. Häufig gibt es nur einen Elternteil, es herrscht
Arbeitslosigkeit und auch Alkohol ist ein Thema. Die Menschen aber
sind gastfreundlich und bescheiden.
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- Was dieses Leben aber wirklich
bedeutet, können keine Fotos oder Filmaufnahmen und auch nicht
die von Joshua erhobenen Daten der einzelnen Familien wiedergeben.
So ist es nur umso schöner zu wissen, dass die Kinder, die das
Glück haben, in den Kindergarten gehen zu können, täglich satt
werden, Kleidung haben, medizinische Versorgung und lernen
dürfen. Sie haben eine reale Chance, ihr Leben meistern zu
können.
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- An dieser Stelle neu und immer
wieder: Vielen Dank
an alle helfenden Hände und
Spender! Ohne Sie wäre das alles nicht möglich!
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- Die Kinder, ihre Eltern und wir sind
froh und dankbar, dass, wenn alles glatt läuft, das
Kindergartenhaus in 2 Monaten fertiggestellt sein wird.
- Aber dabei soll und kann es nicht
bleiben. Die Kinder brauchen Tische und Stühle.... Es sollte,
wenn möglich, ein Wasserturm gebaut werden, unbedingt muss aber
noch ein kleines Küchengebäude her, denn man darf nur in einem
separaten Haus kochen (Auflage). Apropos Auflage: natürlich
müssen wir auch noch die geforderten fehlenden Toiletten bauen,
damit man uns das Ganze nicht dichtmacht. Es gibt noch soviel zu
tun, aber wir haben auch schon sooo viel erreichen können. Dank
Ihrer Hilfe! Bitte, hören Sie nicht auf, unser Projekt, unsere
Kinder zu unterstützen. Ist es nicht schön miterleben zu
können, dass wir alle gemeinsam etwas geschafft haben, was wir
uns vielleicht (mal ganz ehrlich) nicht zugetraut hätten, nicht
richtig geglaubt haben, dass es realisiert werden kann. Es konnte
- und wir können noch mehr!!!
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- Noch herrscht große Aufregung und
Vorfreude auf das Bauende, aber der nächste Brief wird dann in
Wort und Bild die Freude ausdrücken können, die dem folgt, und
an der wir alle ein großes Stück beteiligt sind.
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Wo? - wenn nicht hier
Wann? - wenn nicht jetzt
Wer? - wenn nicht wir?
Ganz kribbelige herzliche Grüße und Asante sana
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- Das neue Toiletten-Haus. Neben dem
Eingang ist auch ein Frischwassertank etwas erhöht installiert
worden. Hier wird Frischwasser gespeichert und kann bei Bedarf durch
zwei Wasserhähne an der Seitenfront des Häuschens entnommen werden
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- Die Kinder freuen sich riesig über
das neue Toiletten-Haus mit Wasserhahn.
- (v.l.) Jephit, der Bauunternehmer,
Heinz Isbrecht, Joshua und Edward. Diese Überdachung ist das Büro
und Besprechungszimmer auf dem Kindergartengelände.
- So sah das KiD-Gelände am ersten Tag
nach dem Baustart aus. Die Grundfläche wurde vermessen und der
Standort des Hauses wurde definiert.
- In Kenia werden nahezu 100% der
Bauarbeiten nur mit Muskelkraft erledigt - es gibt ja keinen Strom auf
der Baustelle... - und Sicherheitsschuhe sind dort auch unbekannt.
- Nach gut 2½ Wochen war das
Fundament fast fertig und betoniert. In Hintergrund sieht man schon
die Betonsohle - im Vordergrund arbeiten noch die Elektriker, die
Leerrohre im Fundament verlegen.
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