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Stadtführungen - Schlüsselerlebnisse

 
...das fünfte Jahr... - zweiter Teil -

Erstaunt, dass schon wieder ein Brief im Kasten liegt? Tja, nach der Januar-Reise (Deutschland Winter = Kenia Sommer) folgte auf Grund von Ereignissen und nötigen Entscheidungen dort vor Ort nun vor kurzem eine Juni-Reise (Deutschland Sommer = Kenia Winter). Vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen noch den letzten Brief im Kopf, indem wir von der eventuellen Notwendigkeit einer zweiten Lehrkraft berichteten. Darüber dachten wir allerdings ja "nur" auf Grund der allmählich drohenden Überarbeitung von Miriam, unserer so engagierten Lehrerin, nach.

Nun ereignete sich dort aber Folgendes:
Der Inspektor des Ministers of Education (Bildungsministerium) inspizierte vor ein paar Wochen den Kindergarten. Man war voll des Lobes über die wunderbaren, sauberen Toiletten (das Toiletten-Drama hat sich also doch gelohnt ;-)), die schönen hellen Kindergartenräume, über den mit "Beach"sand gefüllten Sandkasten/Spielplatz... alles klasse, alles toll... alles toll, kein aber?! Oh doch!!

In unserem Kindergarten gibt es, wie überall in Kenia, zwei Kindergartenklassen: KG1 = Kinder zwischen 3 und 4 Jahren und KG2 = Kinder zwischen 5 und 6 Jahre. KG1 und KG2 wurden bisher in einem Raum zusammen unterrichtet (wie auch bei uns in Deutschland). Aber, so der Kontrollinspektor, benötige man für jede Kindergartenklasse eine/n eigene/n Lehrer/in - so sei das Gesetz.

Als wir davon hörten, glaubten wir es nicht. 24 kleine Kinder können nicht von einer ausgebildeten Pädagogin alleine unterrichtet werden?? (Sofort hatten wir überfüllte Klassen mit 70, 80 Schülern vor Augen). Aber darum ging es gar nicht. Es ging um die Anzahl der einzelnen Klassen. Denn es sei unerheblich, so der Inspektor, ob 8 Kinder in einer Kindergartenklasse sind, oder 50 - das spiele keine Rolle. Das heißt: im Kindergarten könnten z.B. 50 Kinder zwischen 3-4 Jahre in einer Klasse unterrichtet werden, und da wäre nur eine Lehrerin kein Problem (aha - daher!! s.o.)

Also, eine zweite Lehrerin MUSSTE her. Eine andere Alternative gab es nicht. (Na ja, die Arbeitslosigkeit soll ja auch in Kenia sinken :-).

Gesagt, getan: Unter verschiedenen Bewerbern wurde von Miriam, Joshua und Edward die zukünftige zusätzliche Lehrkraft ausgewählt. Nachdem man sich mit ihr über die Konditionen einig war, erhielt sie, ihr Name ist Agnes, einen Probevertrag für 3 Monate.

Agnes unterrichtet jetzt die 3-4 jährigen von 7:00 Uhr morgens bis um 13:00 Uhr. Zusätzlich gibt sie den Kindern, die bereits den Kindergarten verlassen haben und zur Schule gehen, täglich von ca. 18:30 - 20:30 Uhr Nachhilfeunterricht und macht mit ihnen die Schularbeiten.

Miriam (die "alte" Lehrerin) macht ihren Job nach wie vor mit viel Liebe für die Kinder, mit der nötigen Durchsetzungskraft und mit ungebrochen großem Einsatz - einfach toll. Sie unterrichtet die älteren und hat nach wie vor das "Kommando".

Das waren die für uns nicht so ganz begreiflichen News, allerdings müssen wir fairer Weise sagen, dass andere Kindergärten in Kenia auch mehrere Lehrer haben, allerdings auch ein Vielfaches an Kindern.

Nun aber zu den schönen Neuigkeiten. Es gab wieder viele Fortschritte und Ergebnisse.

So hat nun jedes Kind einen Stuhl und zu zweit teilen sie sich einen Tisch. Und das Office hat nun einen anständigen Schreibtisch, Stühle und einen abschließbaren Schrank.

Der Spielplatz ist fertig und die KiD‘s haben ganz schnell verstanden, was man da alles tun kann.

Nach dem Unterricht geht es "straight away" direkt in den schönen weichen Sand. Es macht ihnen viel Spaß, dort zu toben und mit den Reifen zu spielen, ohne sich gleich Schrammen und Blessuren beim Sturz zu holen, wie auf dem Korallenstein.

Der neue schattige Essplatz ist ebenfalls fertig. Und es gibt jetzt sogar auch eigene Hühner in einem Hühnerstall auf dem Plot, und die dort eingesammelten frischen Eier schmecken natürlich besonders gut.

Apropos Eier und schmecken: Das Public Health Office (Gesundheitsamt) hatte Joshua und Edward im Mai nochmals mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass eine richtige Küche mit Kochstelle und einen Außenwaschplatz für die Kinder gebaut werden muss. Und damit hier nicht bald wieder eine Behördenvertretung auf der Matte steht, wurden die dazu benötigten Kostenvoranschläge und Baupläne bei diesem Keniaaufenthalt auch gleich besprochen und von allen "abgesegnet". Bei der Abreise (ca. 9 Tage später) hätte man schon Richtfest feiern können (gäbe es dort so etwas). Bisher wurde von unserer Köchin Miriam das Essen in einem kleinen Raum zubereitet. Da über dem offenen Holzfeuer gekocht wird, konnte man während der Essenszubereitung in dem Raum fast keine Luft mehr kriegen, ganz zu schweigen von fürchterlich tränenden Augen.

Dank Ihrer Spenden hat sich dieses Kindergarten-Projekt von einer "Notunterkunft" in einer Kirchenhütte, lediglich geduldet auf fremdem Grundstück, zu einem phantastischen Kindergartenhaus auf eigenem Grundstück entwickelt.

Joshua, Edward und Miriam haben jetzt eine feste Unterkunft auf dem KiD-Plot. Die Kinder haben ihre eigenen Toiletten (die Wasserspülung ist der Hit, nachdem den Kindern erklärt wurde, warum man das überhaupt macht), ihre medizinische Versorgung ist gewährleistet und sie haben immer satt zu essen und Möglichkeit, zu lernen ;-). Es gibt genug Lern- und Lehrmaterial und den Kindern macht das alles immer noch richtig Spaß.

Über die Jahre hat sich, immer, wenn wir die Kinder im Kindergarten besuch(t)en, ein Begrüßungsritual entwickelt. Wir sagen "Jambo, habari", und die Kinder antworten: "asante, mzurie sana".

Eigentlich unterhalten wir uns dann erst mal mit der Lehrerin Miriam, doch dieses mal meldete sich Fridaus mit der Frage: "and how are YOU today?"

Vielleicht kann das der eine oder andere von Ihnen nachvollziehen, dass es in diesem Moment nicht nur eine deutlich sichtbare Gänsehaut gab, sondern sich eine unglaubliche Dankbarkeit im Herzen breit machte: Endlich gehören wir für die Kinder mit zu ihrer Welt und sind nicht länger nur "die aus Deutschland".

Auch zeigte dieser Ausspruch, dass die Kinder selbstbewusster werden und wie selbstverständlich Englisch sprechen. Nicht nur Miriam ist stolz auf die Fortschritte der Kinder.

Während dieses Keniaaufenthaltes gab auch ein erster "Stunden"praktikant sein Debüt. Der 19 jährige Sohn deutscher Freunde und Unterstützer unseres Projektes unterrichtete die Kinder im Rechnen. Und wie überall auf der Welt himmelten auch hier die kleinen Mädchen ihren neuen Lehrer an und brauchten plötzlich persönliche Hilfe bei Aufgaben, die sie sonst fix alleine lösen ;-).

Wo wir gerade über Lösen von Aufgaben schreiben: Es gab auch diesmal das eine oder andere, was in die Wege geleitet werden musste, wo wir nachhaltig nach Lösungen suchen.

Einer unserer Jungs, Toni, hat eine Sehbehinderung - er schielt ganz extrem. Wir sorgten dafür, dass er einer Augenuntersuchung unterzogen wurde, jedoch konnte ihm der dortige Augenarzt nicht helfen. Er verwies jedoch auf einen Spezialisten, der im September diesen Jahres in der Region sein soll. Joshua und Edward werden sich dann dort um einen Termin für ihn bemühen.

Solomon hat Probleme mit inneren Organen, die sich zeitweise in unerträgliche Schmerzen im Brust-/Bauchbereich äußern. Er war bereits für drei Tage zur Beobachtung und Linderung der Schmerzen im Krankenhaus. Aber leider konnten die Ärzte die Ursache der Schmerzen bisher nicht feststellen - weitere Untersuchungen wurden angeordnet.

Unserer kleinen Rehema hingegen (sie hatte im August 2006 eine OP wegen ihrer verbrannten Arme, Schulter und Rücken) geht es deutlich besser. Sie bewegt sich und spielt jetzt ohne Behinderung oder nennenswerte Schmerzen. Eine weitere Operation ist also vorerst nicht notwendig. Für den guten Ausgang sind alle sehr dankbar.

Damit die Kinder weiter so (und hoffentlich auch gesund) herum butschern können und dabei die Uniformen nicht so leiden, haben Joshua und Edward von der spontanen Spende einer Kenia-Urlauberin, kleine T-Shirts und Hosen/Röckchen in leuchtenden fröhlichen Farben mit aufgedrucktem KiD-Logo angeschafft. So können sich die Kinder im "Sandkasten" richtig austoben und falls beim Essen mal was daneben geht (und das kommt nicht selten vor) brauchen sie nicht den ganzen Tag in beschmutzter Kleidung im Unterricht sitzen. Eine sehr umsichtige, farbenfrohe und praktische Entscheidung der beiden.

So wie diese Urlauberin spontan den Kindern "zu diesem kindgerechten Outfit verhalf", so sind wir immer wieder sehr beeindruckt, wie viele von Ihnen allen mit immer neuen Ideen bereit sind, die Kinder in Kenia und ihren Kindergarten zu unterstützen.

An dieser Stelle möchten wir alle vom KiD - Kindergarten in Diani e.V., ob schwarz oder weiß, uns dafür ganz, ganz herzlich bedanken!

Da wird z.B. auf runden Geburtstagen auf Geschenke verzichtet und man erbittet sich statt dessen lieber Geld für unsere KiD‘s. Oder Kindergärten hier initiieren Afrika-Wochen, um den Kindern diese fremde Welt näher zu bringen und zum Abschluss, bei einem Fest, für eben jene andere Welt zu sammeln. Da werden Ausstellungen in Banken organisiert... Die Ideen und Initiativen reißen nicht ab und begeistern uns immer wieder. Und wenn wir dann versuchen, bei unseren Besuchen in Kenia den Mitarbeitern und Kindern zu erklären, wie Sie alle hier ihnen dort vor Ort z.B. zu dem Spielplatz oder den Tischen verholfen haben, dann ist da nur ungläubiges Kopfschütteln und das tiefe dankbare Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Wieder zurück aus dem winterlichen Afrika, wo die Wintertemperaturen unsere Sommertemperaturen zur Zeit bei weitem übertreffen, nutzen wir das regnerische und stürmische Bremer Wetter nun gleich für einen Bericht an Sie alle.

Wann werden wohl die ersten Gerichte in der neuen Küche zubereitet werden? Wann verirrt sich wohl der nächste Inspektor von welcher Behörde auf den Kindergarten-Plot, um von welchen neuen Gesetzen und Auflagen zu berichten, die wieder das eine oder andere, vielleicht auch und andere nach sich ziehen?

Wir werden sehen. Wir sehen der Sonne einfach entgegen, dann fallen die Schatten hinter uns ;-).

Wir danken Ihnen an dieser Stelle für das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Wissen, dass da ganz viele Menschen sind, denen die Kinder am Herzen liegen und die so treu über Jahre schon bereit sind, sie zu unterstützen.

Nun wünschen wir uns alle frohe Sommertage zumindest mit afrikanischen Wintertemperaturen...
 
Alle Kindergartenkinder mit ihrer Lehrerin Miriam
Alle Kindergartenkinder mit ihrer Lehrerin "Miriam" im Sandkasten.




Joshua in den in dem neu eingerichteten Office
Joshua in den in dem neu eingerichteten Office. Endlich ein Schreibtisch und Schränke.




Der erste deutsche Praktikant
Der erste deutsche "Praktikant" als Assistenzlehrer im Klassenraum. Auch hier sind die Stühle und Tische neu angeschafft worden.




Neue Freizeitkleidung
Die Kinder mit ihrer neuen Spiel- und Freizeitkleidung...




Der neue Sandkasten
...in ihrem neuen Sandkasten...




Der neue Sandkasten 1
...vergessen es auch mal sich umzuziehen.




Miriam beim kochen
"Miriam" unsere Köchin, in ihrer "alten" völlig verräucherten Küche.




Küchenbau
Die neue Küche mit Kochstelle ist bereits - neben dem Essensplatz - mitten im Bau.




Essplatz
Der Essplatz für die Kinder ist auch fertig.




Essplatz im Gebrauch
Joshua (links) koordiniert die Sitzplätze und die Essensausgabe.




Das Kenia-Team
Unser Team in Kenia. Von links: John (Wachmann), Joshua (Manager), Edward, Miriam (Chef-Lehrerin), Agnes (Lehrerin) und Miriam, die gute Seele und Köchin.