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Kenia von September bis November 2012

(Reisebericht vom 23.09. bis 02.11.2012)


Moin, moin, und jambo, jambo!

Ich bin Nikias, 24 Jahre und Student an der Universität in Bremen. Vom 23. September bis zum 2. November besuchte ich das Projekt KiD in Kenia. Nun bin ich zurück, sitze vor meinem Laptop und erinnere mich an eine schöne Zeit.

Ankunft
Ich stieg in Frankfurt in den Flieger und in Mombasa wieder aus. Joshua (KiD Manager) holte mich vom Flughafen ab. Ich war unheimlich müde. Ich bin eins sechsundneunzig, zu groß für Economy Class. Trotzdem war ich elektrisiert. Die Eindrücke der Fahrt sog ich wie ein Schwamm in mich auf. Joshua lenkte ruhig den Wagen durch das Chaos der Straßen und beantwortete meine endlosen Fragen. Die Fahrt mag nicht länger als eineinhalb Stunden gedauert haben. Mir kam sie viel länger vor. Wir bogen auf das KiD-Grundstück. Es war früh am Morgen, die Kinder noch zuhause. Joshua zeigte mir meinen Praktikantenraum. Ich fiel dankbar auf mein Bett und sofort ins Koma.

Das Aufwachen war seltsam. Ich lag in der Hitze, schwitzte vor mich hin, über mir das Moskitonetz und durch die offenen Fenster wehten fröhliche Kinderstimmen.

Eindrücke
Kenia ist anders. Und das Andere faszinierte mich. Es dauerte eine Woche, bis ich das erste Foto knipste. Ich habe das Fotografieren ganz einfach vergessen. Zu beschäftigt war ich, zu fixiert, alles in mich aufzunehmen. Es blieb keine Zeit, den Moment für später festzuhalten.
Während der sechs Wochen hospitierte ich in allen vier Klassen, angefangen bei den Kleinsten in der Kindergarten Klasse 1 (KG1). Sie sind die Witzigsten, die älteren die Fleißigsten. Unter uns, mir gefielen die Kleinsten am besten. Gerade mal drei Jahre alt, die Hose in den Knien hängend, verrotzte Nase und ein schelmisches Lächeln im Gesicht, ein Blick auf sie genügte, um mich wohl zu fühlen.

Nach dem Unterricht erkundete ich die Umgebung. Ich genoss die Vorzüge eines Touristen, saß mit den Füßen im Sand in einer Strandbar, spielte Pool und ging auf Safari. Ein anderes Mal nahmen mich Joshua, Edward (KiD Direktor), Peter (Nachtwächter) oder auch unsere Lehrerinnen mit zu den Einheimischen.

So kam ich zum Beispiel auf eine Feier im Nachbardorf Maweni. Ein Kind war geboren und nun kamen der Pastor und alle Freunde - und ich. Es wurde gefeiert, getanzt, gebetet und gegessen. Die Wohnung war klein, für die große Zahl der Gäste, zu klein. Die Hälfte von ihnen stand vor der Tür und auf der Straße. Ein älterer Mann schlug auf einer Trommel ein immer schnelleren Rhythmus. Die Gäste beteten, tanzten, fielen in Trance, sprachen in Zungen, schrien und reichten das Kind reihum. Ich stand etwas Abseits. Ich tanze nie. Später am Abend habe ich eine Ausnahme gemacht.

Das KiD Grundstück hatte auf mich eine besondere Wirkung. Hier wurde gearbeitet, gelernt, gelacht, gekocht, gegessen, ja, gelebt. Ich verbrachte die meiste Zeit meines Keniaaufenthaltes auf diesem Grundstück und ich hätte es auch nicht anders gewollt. Das KiD Grundstück empfand ich wie eine Oase, nur fünfzig Meter entfernt von den Hütten der Familien unserer Kinder und ein paar hundert Meter entfernt von den ummauerten Hotels am Strand. Dort, in der Mitte, steht KiD, fröhlich, strahlend, gelb, lachend und kenianisch relaxed.

Eine Sache muss ich noch erwähnen, denn ich bin mir sicher, alle KiD Besucher vor mir haben es bestaunt und alle KiD Besucher nach mir werden es bestaunen. Es ist beeindruckend, mit welcher Disziplin und Freude die kenianischen Kinder lernen, welchen Respekt sie den Lehrern entgegenbringen. Ein Beispiel, Harken auf Kenianisch:
Man verteile an die hundert Kinder auf dem KiD-Grundstück und sage "collect". Daraufhin wird jedes Kind so viele Blätter und Zweige aufheben, wie es nur tragen kann. Dann zeige man ihnen den Ort, zu dem sie das Laub tragen sollen und voilà, sie werden es tun.

Rückkehr
Joshua nahm mich einmal mit in sein bevorzugtes Restaurant. Wir hielten in einer staubigen Nebenstraße Ukundas vor einem Laden, der von außen wie ein Kiosk wirkte. Innen standen ein paar Tische und ein paar Plastikstühle. An der Decke hing ein Fernseher. Während Joshua bestellte, sah ich fern. Es lief eine Kurzvorschau von allen möglichen Filmen. Aktion Szenen, Liebesszenen, Komödie, alles war aneinandergereiht. Da passierte es. Ich bekam Heimweh. Ich dachte noch "witzig, dass mir das gerade beim fernsehgucken passiert" und ich fragte mich, "warum verreisen, wenn du doch mit deinem Daumen die Welt in dein Wohnzimmer holen kannst?"

Nun bin ich zurück. Es ist kurz vor Weihnachten und es ist wie immer: ich habe noch keine Geschenke. Dabei weiß ich schon, was ich verschenken will. Ich finde, Erlebnisse oder Erfahrungen sind das schönste Geschenk. Man kann sich Dinge ansehen, man kann sie lesen, aber manche Dinge muss man einfach erlebt haben, um sie zu verstehen. Ein großer Dank an alle, die mir das Erlebnis KiD ermöglichten. Möge der Weihnachtsmann sie reich beschenken.

Vielen Dank!
Asante Sana!
 




Der Unterricht mit (Teacher) Nikias in KG2.
Der Unterricht mit (Teacher) Nikias in KG2.




In Mombasa: kenianische Security.
In Mombasa: kenianische Security.



Die Giraffe und ich...
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Der König der Katzen
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