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...das zehnte Jahr... - zweiter Teil - 

...ein herzliches Jambo Ihnen allen. Auf diese Begrüßung würden Sie in Kenia üblicherweise mit Jambo habari antworten. Das bedeutet: Hallo. Wie geht's? Darauf antworten wir: Muzuri karibu! Mit muzuri sagen wir, dass es uns gut geht und karibu heißt willkommen. Diese Begrüßung passt wie das Lächeln in das Gesicht unserer Kinder, denn es ist uns eine Freude, Ihnen mitteilen zu können, dass es unserem Projekt KiD muzuri, also gut geht. Wie auch schon im letzten Bericht, sind wir überwältigt von dem schnellen Wachstum und die gute Arbeit die vor Ort sowie in Deutschland geleistet wird. Nun möchten wir Sie auch karibu, willkommen heißen und teilhaben lassen, an den jüngsten Entwicklungen rund um unser KiD "Abenteuer".

Apropos Abenteuer, angenommen Sie sind in Kenia und es hat sich ein Nagel in den Reifen Ihres Wagens gebohrt, was nun? Kein ADAC, kein Reserverad, in Kenia fahren Sie ganz gemütlich im Schritttempo bis zur nächsten Werkstatt. Dort angekommen, wird sich ein junger Kerl im offenen Blaumann langsam von einem Stapel Reifen erheben, wortlos herbei schlürfen und zwei Mal prüfend gegen den platten Reifen treten. Dann wird er sich abwenden, um einen Schlüssel und eine kaugummiartige Substanz zu holen. Mit dem Schlüssel drückt er die Kaugummimasse um den Nagel herum, durch den Mantel hindurch, in den Schlauch hinein. Nun wird der Reifen aufgepumpt und mit einem Eimer Wasser übergossen. Treten keine Luftblasen aus, bezahlen Sie 200 Kenia Schilling, umgerechnet in etwa zwei Euro, und beten, dass das Kaugummi bis nach Hause hält.

Unser alter Schulbus wurde häufig auf kenianische Art repariert. Das Ergebnis machte viel Lärm, Dreck und führte zu immer neuen kostspieligen Werkstattterminen. Dank Ihrer Spenden, war es uns jedoch möglich in diesem Jahr einen neuen Bus zu kaufen. Nun können wir voller Stolz berichten, dass er da ist, unser neuer Bus, und auch schon tüchtig im Gebrauch.

Peter ist unser Busfahrer. Er wohnt in einem der Personalhäuser des KiD-Grundstücks, gleich neben den Klassenräumen. Tritt er aus seiner Tür, begrüßt ihn das strahlende Gelb des neuen Busses. In Kenia ist es mit dem Führerschein wie bei uns, und doch gibt es feine Unterschiede. Um in Deutschland einen Schulbus führen zu dürfen, braucht es Theorie, Praxis und jede Menge Geld für die Ausbildung. In Kenia braucht es lediglich einen zusätzlichen Amtsstempel. Peter hat diesen Stempel und ist zudem ein ausgezeichneter Fahrer. Ruhig und umsichtig lenkt er unseren neuen Bus durch die chaotischen kenianischen Straßen, einhändig, mit der anderen Lichtzeichen und Hubsignale gebend. Hinter Peter sitzen, stehen und - man kann es nur schwer erkennen - liegen viele fröhliche und singende Kinder aus dem Kindergarten und unserer Schule.

Ja, wir haben eine Schule. Das können wir nicht oft genug hören. Wir haben eine Schule. Wir platzen noch immer voller Stolz. In unserem letzten Brief haben wir bereits von unserem neuen Schulgebäude geschwärmt und auch dieses Mal können wir nicht anders. Sie läuft super! Seit Anfang dieses Jahres werden die oberen beiden Räume von der ersten und der zweiten Klasse genutzt. Die unteren beiden Räume sind nun ebenfalls fertiggestellt und ab dem nächsten Jahr wird in einem der Räume unsere erste dritte Klasse seinen Klassenraum beziehen. Auch mit unserer neuen Lehrerin der ersten Schulklasse Amidah, sind wir sehr zufrieden. Freundlich zurückhaltend aber brennend vor Tatendrang, hat sie sich wirklich gut in die KiD-Familie eingefügt.

Unsere Schule ist sicherlich auch ein Hauptgrund dafür, dass sich unser KiD- Kindergarten (und Academy) immer größerer Bekanntheit erfreut. So sind wir fester Bestandteil einer Sightseeingtour der umliegenden Hotels. Dieses Angebot richtet sich an all jene Touristen, die neben Strand und Palmen das echte Kenia kennen lernen wollen, so die Beschreibung der Tour-Guides. Seitdem sieht man häufig Touristen, die von einem stolzen Joshua oder Edward durch die Schule geführt werden. Es ist ein Geben und Nehmen: interessant für die Touristen, lohnenswert für die Hotels und nicht zuletzt, Werbung für uns.

Es gibt noch eine weitere Neuigkeit zu berichten. KiD-Kenia hat einen Praktikanten. Ein Student aus Bremen hat im September für drei Monate seine Koffer gepackt und ist nach Kenia aufgebrochen. Im Reisegepäck hat er neben Sonnencreme und Mückenschutzmittel einige Aufgaben. Das Management in Kenia soll auf die Nutzung von Computer umgestellt werden. Bisher wurde die Buchhaltung in Kenia per Block und Stift erledigt. Damit sich das in Zukunft ändert, wird das Management nun in speziellen Computerkursen geschult. Zudem hat uns unser Praktikant mit einem zwinkernden Auge berichtet, dass er unsere Lehrer/-innen in der deutschen Sprache unterrichtet. Unsere dienstälteste Lehrerin Maryam sei seine fleißigste "Schülerin".

Nun noch zwei Informationen über die derzeitige Lage in Kenia. Die Lehrer der öffentlichen Schulen haben im September mehrere Tage gestreikt und eine Lohnerhöhung erwirkt. Wie der Staat Kenia, sind auch wir der Meinung, dass diese Erhöhung durchaus gerechtfertigt ist. Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. In einem vorherigen Bericht hatten wir bereits erwähnt, dass die Grundnahrungsmittelpreise seit 2007 bis Ende 2011 um ca. 300 % gestiegen sind. Wir werden also ebenfalls unsere Ausgaben erhöhen und die Löhne unserer Lehrer/-innen den gestiegenen Lebenshaltungskosten und den gesetzlichen Vorgaben anpassen. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass wir bei einer derartigen Erhöhung nicht von einem Zuschuss an Luxus sprechen, sondern ganz grundsätzlich über die Lebenssicherung unserer Mitarbeiter.

Im März nächsten Jahres wird in Kenia ein neuer Präsident gewählt. In der Zeit vor den Wahlen ist es erfahrungsmäßig unruhig in Kenia. Vor ein paar Wochen wurde in Mombasa - ca. eineinhalb Autostunden von unserem Kindergarten entfernt - ein radikal-islamistischer Prediger und Oppositionsführer durch einen bisher Unbekannten erschossen. Daraufhin rief sein Nachfolger zum Krieg gegen alle Andersgläubigen auf. Es folgten fünf Tage Demonstration von überwiegend jungen Muslimen und einige Ausschreitungen gegenüber christlicher Einrichtungen. Die Ordnungskräfte beruhigten die Lage. Weiterhin gibt es interne Stammesauseinandersetzungen bei Tuna River, hinter Lamu, ca. 200 Kilometer nördlich. Wir gehen davon aus, dass die Auseinandersetzungen gerade zwischen Muslimen und Christen kurz vor den Wahlen zunehmen werden.

Soheil, Juliet, Jackson oder Ruth interessiert das wenig. Ob Muslime, Christen, Hindus oder Atheisten, bei uns lernen sie alle, miteinander, gemeinsam, für eine bessere Zukunft. So war auch das Thanksgiving (Ernte-Dank-Tag) am 7. Oktober auf unserem Kindergarten- und Schulgrundstück ein buntes Beieinander. Alle Kindergarten- und Schulkinder mit Freunden und Bekannten wurden eingeladen und alle gemeinsam feierten wir das Fest der Dankbarkeit.

Sie haben nun viele Sätze gelesen und hinter jedem hätten wir ein großes DANKE setzen können. Glauben Sie uns, wir hätten es getan, wenn wir nicht davon ausgegangen wären, dass es sie beim Lesen mehr behindert als erfreut. Also, bitte, denken Sie sich hinter jedem Satz ein großes DANKE. Ein DANKE aus 125 Kindermündern. Ein DANKE des Teams in Kenia, sowie des Teams in Deutschland. Ein ehrliches, freudiges, riesen DANKE an Sie alle, die uns unterstützen und Ihr Vertrauen schenken.

Vor kurzem wollte eines unserer älteren Kinder unbedingt seinem Sponsor ein Geschenk machen. Er überlegte hin und her und bat uns schließlich um Rat. Wir antworteten, dass seine Dankbarkeit das Größte wäre, was er seinem Unterstützer schenken könne. Da hat der junge einen Augenblick überlegt und dann mit einem Lächeln gesagt: "That‘s good, because I have nothing. I am just Bernard."

Wir wünschen Ihnen, dass sie fühlen können, wie viel Dankbarkeit Sie durch Ihre Unterstützung auslösen. Ja, wir wünschten, Sie würden nur einmal auf dem Spielplatz stehen. Die Kinder würden sich um Sie versammeln. Sie könnten das Lachen hören, das Lächeln sehen und die Dankbarkeit in den Augen der Kinder erkennen. Dankbarkeit, die keine Grenzen kennt.

Es grüßt Sie herzlich


Ihr KiD-Team 

 

 

 

Der "alte" und "neue"  KiD-Schulbus.
Der alte Bus (links) - ein Fall für die Werkstatt. Daneben der neue Schulbus - ein herrlicher Anblick.


Der neue Schulbus von innen.
Auch innen top. Die Inneneinrichtung vom neuen Schulbus.



Unsere 2. Schulklasse.
Unsere 2. Klasse ist fleißig am Lernen. Die oberen beiden Klassenräume des neuen Schulgebäudes werden bereits genutzt.



Das neue KiD-Schulgebäude.
Farbenfroh, schön. Unser neues KiD-Schulgebäude. Bild vergrößern - bitte hier klicken.



Daily Nation
Die "Daily Nation" berichtete über den Lehrerstreik und die neuen Gehälter der Lehrer/-innen. (25. Sept. 2012). Bild vergrößern - bitte hier klicken.




Erntedank
Ein buntes Durcheinander...

Erntedank-Tag
...Thanksgiving (Ernte-Dank-Tag)...
Erntedank-Tag
...auf unserem KiD-Grundstück...

Erntedank
...und allen schmeckt es.