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Stadtführungen - Schlüsselerlebnisse

 
...das achte Jahr... - 2. Teil - ...



Liebe Freunde unseres Kindergartens!

Während hier bei uns so langsam der Herbst einzieht und die Tage wieder kürzer und die Bäume kahler werden, geschieht in Kenia fast genau das Gegenteil. Dort wird es Frühling. Und als hier bei uns der Supersommer war, war dort die Regenzeit. So sind nicht nur die Kultur und die Hautfarbe, die Lebensumstände und die Mentalität anders, sondern auch die Jahreszeiten. Daher braucht es auch immer ein wenig, bis man nach einer Reise zum Kindergarten hier wieder wirklich angekommen ist, sich innerlich wieder sortiert hat. Auch wenn der Alltag zuhause gleich seinen Tribut fordert, nimmt es doch Zeit in Anspruch, die Erlebnisse zu verarbeiten und sie in Relation zu den eigenen Erwartungen und Zielen zu setzen. Und dann braucht es noch diesen Ruck, um sich hinzusetzen und zu versuchen, Ihnen allen die neusten Eindrücke und Entwicklungen der Kinder und des Kindergartens zu schildern. Da kommt das Schmuddelwetter heute gerade recht.

Die Reise, von der es nun zu berichten gilt, fand Mitte Juni diesen Jahres statt. Mitten in der Regenzeit mit Niedrigtemperaturen von 23 Grad, viel Wind und Regen. Für Kenianer ist das recht kühl, und so waren auch einige Kinder und Mitglieder des Personals gesundheitlich leicht angeschlagen. Aber es war nichts Ernstes. Ansonsten waren alle munter und guter Dinge. So wurde uns auch gleich der neue Stundenplan gezeigt, der ab Juni 2010 Gültigkeit für alle Kindergärten in Kenia hat. Für unsere Kinder ändert sich, dass nun nach dem gemeinsamen Essen geschlafen wird, also eine Mittagspause eingelegt wird, und nicht mehr vorher. Danach geht es dann aber mit Lernen wie gehabt weiter. Der Essplatz hat dafür nun auch die gesetzlich vorgeschriebene Begrenzungsmauer mit 2 Türen erhalten
J. Darüber hinaus nehmen unsere Kids jetzt auch an einem Sportfest teil. Ähnlich wie bei uns in den Schulen.

Da wir dieses mal etwas mehr Zeit im Gepäck hatten, war neben der Regelung der administrativen Belange noch Zeit, sich ausführlicher mit den Kindern zu beschäftigen, was wir sehr genossen. Und zwar nicht nur mit den Kleinen, die erst scheu dann aber ohne Hemmungen stolz ihr Erlerntes vorführten; uns ging es diesmal mehr um unsere Schulkinder. 42 Jungen und Mädchen, die dem Kindergarten mittlerweile entwachsen sind, werden nach wie vor weiter von KiD unterstützt. Wir wollten wissen, wie es ihnen in der Schule ergeht, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen usw... Es waren sehr interessante Eindrücke. So unterhielten wir uns z.B. mit Nicolas Mutemi, auf Englisch natürlich, der 13 Jahre alt ist und eines der ersten Kinder des Kindergartens damals in 2003 war. Für seine Mutter, die allein erziehend noch zwei Geschwister ernähren muss, war es eine große Entlastung, wenigstens eines ihrer Kinder gut versorgt zu wissen. Nicolas ist in der 6. Klasse und ein guter Schüler, sich seiner Chance durch KiD sehr bewusst, und sein größter Traum ist es, Pilot oder Arzt zu werden.

Dann unterhielten wir uns u.a. noch mit Naomi Ndunge, die 2004 in den Kindergarten kam, und fast 11 Jahre alt ist. Sie lebt bei ihrer Stiefmutter, da ihre leibliche Mutter gestorben ist, - sie hat noch 9 Schwestern. (Hier bemerken wir dankbar, dass es gut ist, dass Joshua und Edward vor Ort die Auswahl treffen, welches Kind in den Kindergarten aufgenommen und voll finanziert wird. Sie treffen die Auswahl angesichts der familiären und sozialen Situation der Kinder gewissenhaft und umsichtig) Naomi ist ein sehr liebes Wesen, kommt in der Schule (5. Klasse) gut zurecht und möchte Sozialarbeiterin werden, um anderen Menschen zu helfen.

Ist das nicht einfach toll, was da für eine Saat langsam aufgeht?! Auch wenn es noch Kinder sind mit kindlichen Wünschen, so scheinen sie sich doch ihrer Chance bewusst zu sein, etwas aus ihrem Leben machen zu können. Und es scheint auch, dass sie etwas zurückgeben möchten, von dem, was sie selbst bekommen haben. Sie sind schon ganz schön toll unsere Kids!

Apropos Saat, Sie sind bestimmt neugierig, wie es um das Grundstück steht, oder?! Wir waren schlichtweg gesagt begeistert!

Die unabdingbare, das Grundstück begrenzende und schützende Mauer war bereits hochgezogen und das Gebäude für den Gärtner stand kurz vor der Fertigstellung. Dadurch, dass der Gärtner dort auf dem Grundstück lebt (durchaus landesüblich), ist gewährleistet, dass die Pflanzen immer gut versorgt sind, und dass auch immer jemand ein Auge auf das Gelände hat. Vandalismus und Diebstahl sind ja auch dort keine Fremdworte. 

Der Mais, der von 30 Bananenbäumen umrandet wird, stand kurz vor der Ernte, die jetzt also bereits eingebracht sein müsste, und die Tomaten sah man förmlich wachsen. Wir konnten nur staunen. Und wenn man dann noch bedenkt, dass für dieses Ergebnis 4.000 m² Mutterboden aufgefüllt werden mussten, der mit Schubkarren und aufgeschnittenen Wassertonnen, die geschultert wurden, auf dem Land verteilt wurde, dann zieht man innerlich den Hut. Ganz ohne maschinelle Hilfsmittel wurde auch das Loch für den 40.000 Liter-Süßwassertank "gediggert": 4 Männer bearbeiteten wochenlang den harten Korallenboden nur mit Eisenstangen, und fraßen sich so Zentimeter für Zentimeter in den Stein. Ein irrsinniger Knochenjob bei knallendem Sonnenschein.

Wenn wir uns nun vorstellen, wie das Land den Regen aufgesogen haben muss, der beginnende Frühling Möglichkeit für neue Einsaat bietet, dann ist das doch ein tolles Gefühl zu wissen, dass die Kinder auch in der Zukunft weiter gut und gesund versorgt sein werden. Vielleicht können Sie alle auch einmal mehr nachvollziehen, dass wir vom Vereinskomitee sehr dankbar sind, dass Sie unsere Entscheidungen und Vorschläge so mittragen. Es ist nicht leicht, gerade in einem fremden Kulturkreis, Entwicklungen richtig einzuschätzen, um die Weichen zum Wohl der Kinder immer rechtzeitig und in die richtige Richtung zu stellen. Und wenn es dann noch um uns anvertrautes Geld geht, dann wiegen Entscheidungen noch viel schwerer. Umso beglückender ist es dann aber auch, wenn wir erfahren, und wie hier im Fall des Grundstücks sogar riechen, schmecken, sehen und fühlen dürfen, dass die gemeinsam erarbeitete, getroffene und realisierte Entscheidung goldrichtig war - im wahrsten Sinne Früchte trägt. Ein Supergefühl, dass Sie hoffentlich jetzt alle einmal für sich in Anspruch nehmen!!

Wir sind sehr gespannt, wie es wohl beim nächsten Besuch dort aussieht. Der Gärtner ist sehr motiviert, die Kinder und das andere Personal ebenfalls. Es ist schön zu sehen, wie stolz sie alle auf den Kindergarten und das bisher Erreichte sind. Und alle helfen fleißig mit, diesen Stand auch zu erhalten. 

Wir wünschen nicht nur Naomi und Nicolas stellvertretend für alle Kinder, dass sie ihrem Traum immer ein Stückchen näher kommen, sondern uns allen, dass wir mehr Vertrauen in uns selbst und unser Gegenüber haben.

Genießen wir den Herbst mit seinen Farben, und nehmen wir‘s gelassen, wenn Stürme über uns hinwegbrausen. Sie "fegen" aus und schaffen so Raum für Neues. 


Bis zum nächsten Bericht grüßt Sie herzlich 

Ihr KiD-Team 

 

 



Jetzt hat der Essplatz, wie von der neuen gesetzlichen Verordnung gefordert, auch eine Begrenzung aus Mauerwerk mit zwei Türen.


Nicolas Mutemi war 2003 eines der ersten Kindergarten-Kinder, jetzt mit seinen 13 Jahren schon fast ein junger Mann, der die 6. Schulklasse besucht.


Naomi Ndunge kam 2004 in unser KiD-Projekt. Sie besucht jetzt die 5. Schulklasse und möchte später gerne Sozialarbeiterin werden.


Von links: Joshua, Edward und Heidi Linder planen und koordinieren zusammen die weiteren Arbeiten auf dem neuen Grundstück.


Eine der wichtigsten Aufgabe war es den Süßwassertank zu graben, eine echte Knochenarbeit.


So sah das Grundstück noch vor dem Kauf aus...


...und jetzt ist die „Plantage" schon fast fertig - im vorderen Bereich sieht man schon die ersten Maispflanzen.